Sufanieh (Damaskus), Karwoche 2007

Prof. Dr. Adel Theodor Khoury




Viele Pilger aus verschiedenen Ländern sind auch in diesem Jahr nach Damaskus gereist, um in Sufanieh die Karwoche und die Ostertage im Gebet zu erleben. Da in diesem Jahr alle Christen – die Katholiken, die Orthodoxen aller orientalischen Kirchen und die Protestanten aller Gemeinschaften – Ostern am selben Sonntag feiern, erhofften viele, eine besondere Atmosphäre in Sufanieh zu erleben und ein besonderes Zeichen der gesamtchristlichen Sehnsucht nach der Einheit der Christen zu setzten.

Zwar hatte Jesus sich am Karsamstag, 10. April 2004, in seiner Botschaft an Myrna verabschiedet und gesagt: «Mein letzter Auftrag an euch, kehrt – ein jeder von euch – nach Hause zurück. Aber tragt den Orient in eurem Herzen», aber die Menschen erhofften ein neues Zeichen der Gegenwart des Herrn in ihrer Mitte zu erleben. Sie wollten den Orient in ihren Herzen tragen und dieses Herz, das voll des Orients war, wieder nach Sufanieh bringen.

Am Gründonnerstag der vorigen Jahre, als das Osterfest gemeinsam gefeiert wurde, hatte Myrna das Leiden Christi miterlebt, und Wundmale öffneten sich an ihrem Kopf, ihren Händen, ihren Füßen und ihrer Seite. Sie hatte darüber hinaus Botschaften erhalten. Dieses Jahr geschah nichts dergleichen. Die Menschen sollten sich auf die Botschaften konzentrieren und ihre Treue zu Jesus und zu Maria nicht von Wundern und Zeichen abhängig machen.

Die Gottesdienste wurden wie in jedem Jahr gefeiert. In verschiedenen Sprachen wurden Lieder gesungen. Und da erreichte die Pilgergemeinde den Karsamstag, 5. April 2007.

Die nähere Beschreibung dessen, was in den letzten Tagen der Karwoche geschah, ist in einem Bericht des Paulisten-Paters in Damaskus, Boulos Fadel, der Sufanieh mitbetreut und die Ereignisse selbst erlebt hat, enthalten.

Prof. Dr. A. Theodor. Khoury

thkhoury@uni-muenster.de




Ich gebe hier seinen Bericht in einer deutschen Übersetzung wieder:

Am Gründonnerstag, 5. April 2007, um 11 Uhr begann das Gebet mit einer vom französischen Pfarrer Joseph Besnier zelebrierten Messe. Die Gebete setzten sich bis spät in die Nacht fort.

An diesem Tag haben verschiedene Fernsehsender (LBC Libanon, Satelliten-Fernsehen Syrien, Korrespondent eines brasilianischen Senders, Korrespondent eines russischen Senders) Interviews aufgenommen mit Myrna, ihrer Familie, einigen Priestern und einer Anzahl von Anwesenden.

Am Karfreitag, 6. April 2007, um 10.30 Uhr, Gottesdienst mit Abnahme des Leichnams Jesu vom Kreuz, Liedern aus dem byzantischen Offizium zum Begräbnis des Herrn, verschiedenen Liedern nach verschiedenen Riten und in verschiedenen Sprachen.

Karsamstag, 7. April 2007, um 18 Uhr zelebriert die Festvorabendmesse P. Boulos Fadel, zusammen mit Pfarrer Joseph Besnier aus Frankreich, in Anwesenheit der ausländischen Gruppen (Deutschland, Frankreich, Kanada) und der arabischen Gruppen (Libanon, Ägypten, Jordanien, Irak) in einer Atmosphäre voller Andacht und Freude. Am Ende der Messe nach dem Ruf: «Christus ist auferstanden!» – das war gegen 19 Uhr, erschien das Öl am Gesicht Myrnas und an ihren Händen, in solcher Menge, dass mehrere Tropfen davon auf die Erde fielen. Die Anwesenden empfanden da eine große Freude, und jeder drückte seine Freude mit Spontanität und auf seine Weise (weinen, applaudieren, Lieder singen...) aus. Myrna stand da minutenlang und verharrte in Schweigen und Meditation. Ihr Gesicht war gegen den Altar gewendet. Dann sagte sie zu P. Boulos folgenden Satz in der Umgangssprache, den er an die Betenden weiterleitete: «Ihr habt Jesus soviel Liebe gezeigt, dass ihr ihn genötigt habt, ein Wunder zu wirken.»

Myrna blieb einige Minuten lang in sich gekehrt in einer Haltung der Meditation. Dann wandte sie ihr Gesicht zu den Anwesenden und sagte zu ihnen folgende Worte: «Wenn es keine Wundmale gibt, dann ist es die größte Wunde. Denn die Wundmale sind ja Trost und Freude. Und das Fehlen einer Botschaft ist eine Botschaft. Damit will unser Herr zu uns sagen: „Geht in euch, erforscht euer Gewissen. Verwirklicht das, was ich gesagt habe... Ich kann nichts anderes sagen als dies.“

Die Anwesenden kamen heran, um sich mit diesem Öl (an der Stirn) salben zu lassen, in einer Atmosphäre voll Liebe und Ergriffenheit.

Es ist schwer, das Gefühl, das in jenen Augenblicken geherrscht hat, in Worten wiederzugeben. Sicherlich würden diese Worte viel unerwähnt lassen von der Wirklichkeit der Augenblicke, die wir an jenem herrlichen und großen Tag erlebt haben.

Jesus zeigt einmal mehr, dass er mitten unter uns ist. Er will aber, dass wir uns auf den Inhalt der Botschaften, die er und Maria uns in Sufanieh geschenkt haben, konzentrieren und sie in die Tat umsetzen.

Adel Theodor Khoury