Soufanieh, Karsamstag, den 4. April 2007

Heiliges Öl trat aus Myrnas Leib aus


Farid Boulad aus Damaskus berichtet über die drei Tage der Karwoche 2007, die er bei Myrna in Soufanieh verbracht hat.


Gründonnerstag

Der Gründonnerstag war von keiner außergewöhnlichen Offenbarung geprägt, wie dies in früheren Jahren der Fall war, wenn das Osterfest bei den Orthodoxen und den Katholiken auf denselben Tag fiel.

Am Morgen feierte Pater Joseph Besnier aus Frankreich um 11 Uhr eine Messe, bei der Pater Elias Zahlaoui konzelebrierte. Dann beteten wir den ganzen Tag und bis gegen Mitternacht Gebete und Rosenkränze in mehreren Sprachen: Arabisch, Französisch, Englisch, Flämisch, Deutsch und Dänisch. Die Gebetsatmosphäre war ruhig und tief.

Viele Ausländer waren da, insbesondere aus dem Libanon, aus Ägypten, Jordanien, aus dem Irak, aus Frankreich, Belgien, Deutschland, Kanada, aus den Vereinigten Staaten, aus Dänemark, aus Ghana, Brasilien und Russland.

Der kanadische Botschafter war mit seiner Frau gekommen, sowie der chilenische und der argentinische Botschafter und mehrere Personen, die in der Vertretung der Vereinten Nationen in Syrien arbeiten.

Auf Seiten der Medien koordinierten die Russen (NTV) ihre Begegnung und ihren Dokumentarfilm mit Gabriel Berberian aus Kanada, mit Libanesen (LBC), einem Brasilianer von einer Fernsehstation und dem syrischen Satellitenfernsehen.

Die Russen machten ihre Reportagen mit ihren Hauptakteuren in Erwartung eines außergewöhnlichen Phänomens (Erscheinung der Wundmale auf Myrnas Leib), das jedoch nicht eintrat. So reisten sie noch am selben Abend ab.


Karfreitag

Um 10h30 wurde der Ritus der Kreuzabnahme Christi gefeiert, der von den Patres Elias Zahlaoui und Boulos Fadel geleitet wurde. Einige der anwesenden Gruppen aus dem Ausland haben in ihrer Muttersprache daran teilgenommen. Dieses Gebet, der Ritus, der einfache und würdige Rahmen, die spontane Teilnahme der Leute haben eine ergreifende Atmosphäre geschaffen...

Um 15 Uhr haben wir den Rosenkranz der Göttlichen Barmherzigkeit gebetet und dazu eineinhalb Stunden religiöse Lieder gesungen.

Gleich danach bekamen wir Besuch von Dimitry Khafizov, einem Vertreter des Bürgermeisters von Kazan, der für die Religion zuständig ist. Kazan ist die Hauptstadt von Tatarstan, einem Staatenmitglied der russischen Föderation. Dieser Mann, der groß ist an Leib und Seele, hat die Geschichte der Ikone von Kazan vorgestellt. Aus einer einfachen Nachbildung dieser Ikone war in Soufanieh heiliges Öl ausgetreten. Eine Stunde lang hat er uns über den Ursprung dieser Ikone und die Ereignisse berichtet, die sie durch die Jahrhunderte begleitet haben. Diese Ikone ist für ihre Wunderheilungen bekannt, doch vor allem als Symbol der Einheit, sowohl zwischen den Mus-limen und den Christen als auch unter den Christen, die verschiedenen Riten angehören.

Herr Khafizov war nicht erstaunt über diese Phänomene in Soufanieh, denn die Bevölkerung von Damaskus setzte sich wie die von Kazan aus Muslimen und Christen zusammen. Da er Soufanieh kannte, war er gekommen, um sich über das Vorgehen in diesem Wallfahrtsort zu informieren, der kostenlos geführt wird. Er möchte ihn zu einem vorbildlichen Ort machen, der für alle offen ist, und anscheinend wollen alle an seinem Bau teilnehmen.

Dann fand die Beerdigungsfeier mit einer Prozession im Innenhof des Hauses von Myrna und Nicolas statt. Der Sarg wurde auf den Schultern getragen und die Leute folgten ihm mit brennenden Kerzen in den Händen. Dann wurde der Sarg auf den Armen vor den Eingang des Hauses gebracht und jede Person, die darunter durchging, nahm eine Blume… Diese Feier ging gegen 18 Uhr zu Ende.

Dann forderte Myrna die Leute auf, die Karfreitagsfeier in den Kirchen zu besuchen. Sie selbst ging in die Kirche Unsere Liebe Frau von Damaskus (im Wohnviertel Koussour). Viele folgten ihr. In der Kirche herrschte eine andere Atmosphäre. Sie war jedoch angefüllt bis auf den Vorplatz. Das Haus der Heiligen Jungfrau blieb offen, und die Leute kamen bis spät am Abend unaufhörlich zum Gebet her.


Karsamstag, den 4. April 2007

Der Tag begann um 11 Uhr mit den für diesen Tag vorgesehenen Gebeten. Sie wurde um 15 Uhr mit dem Gebet des Rosenkranzes der Göttlichen Barmherzigkeit fortgesetzt und ging am Abend mit der Messe um 18 Uhr zu Ende.

Es stimmt, dass das Heilige Öl, das der Himmel am Abend dieses Karsamstags geschenkt hat, die Begeisterung der Gläubigen im Haus der Heiligen Jungfrau neu angefacht hat.

Im Lauf der Wochen vor der Karwoche und seit der strengen, letzten Botschaft Christi vom Karsamstag 2004 («Mein letztes Gebot für euch...») fühlte ich in mir wie die meisten anderen auch, die oft nach Soufanieh gehen, dass darin ein Vorwurf an uns alle enthalten war: Wir waren nicht auf der Höhe dessen, was Christus von uns erwartet. Dieses Gefühl wurde vom völligen Fehlen des Heiligen Öls in den letzten drei Jahren verstärkt...!

Und an jenem Abend spürte ich, dass die allgemeine Gebetsatmosphäre inbrünstig war, dass in den Herzen und den Blicken jedoch wie eine Mischung aus Traurigkeit und einer gewissen Ergebung zu spüren war, da es nunmehr nichts mehr geben würde, weil es an diesem Gründonnerstag 2007 nichts gegeben hatte, obwohl die Katholiken und die Orthodoxen das Osterfest dieses Jahr am selben Datum feiern. Alle hatten das Gefühl, dass die Botschaft Christi vom 10. April 2004 wirklich die letzte gewesen war und es nunmehr in Soufanieh nichts Neues mehr geben würde...!

An jenem Tag war die Innigkeit der Gebete der Gläubigen in Soufanieh spürbar… Gleich am Ende der Ostermesse, die um 18 Uhr gefeiert wurde, nachdem die Paters Fadel und Besnier den Schlusssegen gegeben hatten, erhob sich Maya von ihrem Stuhl, der gegenüber dem Altar stand, und ging zu Myrna, die neben den Patres auf der Seite ihrer Zimmertür stand. Und nach einer kurzen Diskussion machte Maya aufgeregt Handzeichen, um darauf aufmerksam zu machen, dass auf Myrnas Händen Öl erschien. Es war 19h01.

Das Öl floss so reichlich von Myrnas Händen, dass es auf den Boden tropfte. Myrna sprach leise mit Pater Boulos Fadel. Sie konnte ihre Ergriffenheit nicht verbergen und ging direkt zum Altar, wo sie unter Tränen betete. Ihr Gesicht war (zusätzlich zu den Händen) von Öl überströmt, als sie uns sagte: «Weil Ihr Jesus innig liebt, habt Ihr ihn dazu gebracht, ein Wunder zu wirken.»

Es folgten Beifall und Loblieder...

Dann sprach sie von neuem zu den Gläubigen:

«Die Wundmale sind ein Trost und eine Freude. Und es ist eine große Wunde, wenn es keine Wundmale gibt. Das Fehlen von Botschaften ist auch eine Botschaft. Damit sagt uns Gott: „Geht wieder in euch. Prüft euer Gewissen. Setzt in die Tat um, was Ich euch gesagt habe. Ich kann nicht mehr sagen als das.“»

Dann segnete Myrna – wie in einer solchen Situation üblich – alle Personen, die im Haus der Heiligen Jungfrau waren, indem sie mit dem Heiligen Öl, das sie empfangen hatte, ein Kreuzzeichen auf deren Stirn zeichnete. (Und das Öl reichte für alle!) Ihre Ergriffenheit war so groß, dass sie Tränen in den Augen hatte.

Dann kam Freude zusammen mit einer riesigen Erleichterung auf und wurde von einer Begeisterung gefolgt, die der vom Anfang der Geschichte von Soufanieh vergleichbar ist.

Dann wurden nacheinander viele Fotos gemacht, und ich habe unsere russischen Gäste gebeten, sich neben Myrna zu stellen, um diesen Augenblick festzuhalten. Ich habe Ihnen die Fotos geschickt.

Die Begeisterung trug dazu bei, dass der kleine Kern von Soufanieh bis spät in die Nacht im Haus der Heiligen Jungfrau blieb. Nach einem sehr fröhlichen Abendessen wurde das Gebet zum Einzug in die Kirche am Ostersonntag (das normalerweise um 5 Uhr gefeiert wird) vor dem Haus von Soufanieh mit Liedern und Kerzen begonnen... und im Haus vor der Heiligen Ikone abgeschlossen. Wir haben Soufanieh gegen 2 Uhr morgens verlassen. Mit erleichtertem Herzen danken wir Christus innig, der uns so viel Güte und Barmherzigkeit zuteil werden ließ.

Farid Boulad